Halllo und „Merhaba“,
mein Name ist Elke Tıǧlı, ich wohne im Rems-Murr-Kreis und habe ein zweites Zuhause in einem türkischen Dorf in der Region um Antalya, wobei mein Türkisch noch lange nicht gut genug ist, um eine Geschichte wie diese hier ohne Übersetzungshilfe zu erzählen.
Ich freue mich sehr, ein „Lebendes Tagebuch zu sein ☺. Ich bin 35 Jahre alt und seit meiner Geburt körperbehindert, was mich aber überhaupt nicht davon abhält, viele bunte Abenteuer zu erleben und mit den Rädern meiner blauen Geh-Hilfe, die mich auf Schritt und Tritt begleitet, mitten im Leben zu stehen.
Ich bin gelernte Fremdsprachenkorrespondetin für Englisch, übersetze gern und setze mich seit Jahren für das Thema „Inklusion“, „Teilhabe“ und „Leben mit einer Behinderung“ ein. Dabei erzähle ich zum Beispiel in einem Projekt des Kreisjugendrings Rems-Murr Geschichten aus meinem Leben für Schulklassen, Jugend-Gruppen oder Erwachsene, die erfahren wollen, wie ich mit meiner Behinderung so lebe und wie man einen Menschen mit Behinderung gut unterstützen kann, wenn man zum Beispiel jemanden auf der Straße trifft und Hilfe anbieten möchte.
Das wichtigste Motto in meinem Leben ist „Jede und Jeder kann was helfen“ und mit Humor und Mut geht so viel. Auch wenn es manchmal noch ganz schön viele Barrieren gibt, reicht mir oft eine leicht helfende Hand oder ein wachsames Auge, das wahrnimmt, wenn eine Mülltonne oder die Kleiderständer vor einem Geschäft in meinem Weg stehen, mich beim Einsteigen in den Bus unterstützt oder mir die Treppe zu meinem Lieblingscafé hoch hilft.
Nur Mut und einfach mal fragen, ob und vor allem wie man was helfen kann. Ich bin auch mit meiner Behinderung ein ganz normaler Mensch, versuche mich so normal wie möglich in dieser Welt zu bewegen und sie dadurch, dass Menschen mit mir gemeinsam verschiedene Sachen ausprobieren und wir voneinander lernen können, jeden Tag ein kleines Stück barrierefreier zu machen.
Dabei kümmere ich mich nicht nur um „Barrieren auf der Straße“, wie Treppen ohne Geländer und Rampen sondern auch um Fragen und Vorurteile, die Menschen vielleicht in ihren Köpfen haben.
In Workshops zum Thema „Leichtere Sprache“, die ich immer wieder gebe, geht es zum Beispiel darum, wie man einen Text für die Homepage, einen Brief, eine Einladung so schreiben kann, dass alle eine Chance haben, sie zu verstehen, egal ob die Leser eine Behinderung haben oder leichtere Sätze besser lesen können, wenn Deutsch nicht ihre Muttersprache ist- Leichtere Sprachen tut allen Menschen gut.
In einer Welt ohne Corona tanze ich in einer Rollstuhl-Tanzgruppe beim 1.TCL Ludwigsburg und unterstütze ehrenamtlich eine englische Bücherei für Kinder und Jugendliche in Stuttgart. Da ich selbst keinen Führerschein und kein Auto habe, melde ich dafür immer eine Reise bei der Mobilitäts-Zentrale der Deutschen Bahn an – Wie genau so eine Anmeldung aussieht, erzähle ich gern in einer anderen Geschichte und hoffe sehr dass Banhfahren und Begegnungen bald wieder leichter möglich sind.